NSG Borgwallsee und Pütter See

Das Gebiet umfasst zwei Flachseen und ihre Verlandungszonen. Hier kommen noch Armleuchteralgen-Grundrasen, Krebsscheren-Schwimmblattfluren, See- und Fischadler sowie Fischotter vor. Das Gebiet ist Teil des EU-Vogelschutzgebiets „Nordvorpommersche Waldlandschaft“, das großräumig den Lebensraum des seltenen Schreiadlers schützt.

Borgwallsee (388 ha) und Pütter See (53 ha) liegen etwa 6 km südwestlich von Stralsund (im Winkel zwischen den Bundesstraßen 105 und 194), in einer Höhe von 13 m NN. Sie gehören zur Landschaftseinheit „Lehmplatten nördlich der Peene“.

 

 

Die beiden Seen befinden sich im Bereich der Velgaster Staffel, einer Stillstandslage des Mecklenburger Vorstoßes der Weichsel-Kaltzeit. Im Umfeld der Seen sind keine Endmoränen ausgebildet, jedoch setzt südlich der von Grundmoräne und holozänen Niederungen umgebenen Gewässer der Sander dieser Staffel an. So könnte die Entstehung der Seen durch eine, wenn auch eher flachgründige Ausschürfung des oszillierenden Gletschers bedingt sein. In den windgeschützten Buchten zwischen diesen Vorsprüngen hat sich Grobdetritusmudde abgelagert. Landwärts schließen sich hier bis zu 2 m mächtige Durchströmungsmoore an. Rammkernsondierungen zwischen Borgwallsee und Pütter See belegen eine bis 17 m tiefe ursprüngliche Verbindung beider Seen, die mit holozänen Ablagerungen (Faulschlamm und Torf) aufgefüllt ist. Beide Seen sind heute durchschnittlich 2,8 m tief. Der Mühlgraben verbindet den Borgwallsee einerseits im Süden mit Krummenhagener See und Zarrendorfer Torfstichen, andererseits im Norden mit Pütter See und Stralsunder Stadtteichen. Über ein regulierbares Wehr im Nordwesten speist der Borgwallsee die Barthe. Das Vorkommen von Armleuchteralgen belegt den Zustrom kalkreichen Grundwassers.

Auf einer Halbinsel des Borgwallsees befand sich eine slawische Fluchtburg. Im Jahre 1242 erhielt das Kloster Neuenkamp das Recht, im Borgwallsee zu fischen. Zur Wasserversorgung Stralsunds und zum Mühlenantrieb wurden 1256 beide Seen durch den „Mühlgraben“ mit den Stralsunder Stadtteichen verbunden. Der natürliche Abfluss des Borgwallsees zur Barthe wurde zu dieser Zeit weitgehend unterbrochen, indem im niedrig gelegenen Gelände südlich des Sees zwischen Pennin und Zimckendorf ein Deich angelegt wurde. Der Deich war mit einem Durchlass versehen, um Hochwasser zur Barthe hin ableiten zu können. Stralsund erwarb 1630 die Nutzungsrechte über die Seen. Seit 1894 versorgt das Wasserwerk Lüssow die Stadt mit Trinkwasser aus den Seen. Von 1959 bis 1979 wurde die Fischerei genossenschaftlich betrieben, 1997 pachtete ein Berufsfischer beide Seen.

Im Pütter See dominieren Blaualgen ganzjährig, im Borgwallsee nur während des Sommers. In mineralischen Seebodenbereichen, insbesondere um die Landzungen am Westufer des Borgwallsees, sind zwischen Tausendblatt-Tauchfluren mit Ährigem Tausendblatt, Kamm-Laichkraut sowie Durchwachsenem Laichkraut und schmaler Röhrichtzone mit Schilf und Gemeiner Teichsimse des öfteren Armleuchteralgen-Grundrasen mit Chara fragilis anzutreffen. In den windgeschützten Buchten im Süden und Westen beider Seen wachsen Großlaichkraut-Tauchfluren mit Spiegelndem Laichkraut, die in Teichrosen-Schwimmblattfluren mit Schwimmendem Laichkraut übergehen. An die Röhrichte schließt sich eine schmale Zone mit Giersch-Eschenwald an. Es folgen landwärts Grauweidengebüsche mit Lorbeer- und Silber-Weide sowie großflächig Schwertlilien-Erlenbruchwälder mit Sumpf-Segge und Wasser-Minze, Gemeinem Blutweiderich und Gemeinem Gilbweiderich. In Gräben kommen Krebsscheren-Schwimmblattfluren und Froschbiss-Schwimmblattfluren sowie Wasserschlauch-Schwebematten vor. Im Spülsaum am Südostufer tritt eine Spülsaumvegetation mit Oeders Gelb-Segge auf. Bisher wurden im Schutzgebiet insgesamt 261 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen. Im Zooplankton beider Seen herrschen Rädertiere und Kleinkrebse vor. Im Schutzgebiet brüten mehr als 50 Vogelarten. Borgwallsee und Pütter See dienen als Rast- und Schlafgewässer für Singschwäne, Zwergschwäne und nordische Gänse. Die Seen sind Nahrungshabitat für See- und Fischadler. Fischotter leben ganzjährig im Gebiet.

Der Zustand des Gebietes ist befriedigend. Der Borgwallsee wird gegenwärtig als eutroph, der Pütter See als polytroph eingestuft. Die verstärkte Nährstoffzufuhr wurde durch umfangreiche Meliorationen im Einzugsgebiet der Seen ausgelöst. Das Gebiet gehört trotz seiner Nähe zu Stralsund zu den störungsarmen Räumen. Das Entwicklungsziel besteht darin, die Störungsarmut langfristig zu sichern und die Nährstoffbelastung der Seen zu reduzieren.

Das Südufer des Borgwallsees ist über Wanderwege zu erreichen.

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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