NSG Klinker Plage

Das Gebiet besteht aus einem Verlandungs- und einem Zwischenmoor. Hier wachsen typische Moorpflanzen wie Torfmoos-Seggenried-Gesellschaften, Scheiden-Wollgras und Rundblättriger Sonnentau. Das Gebiet ist ein wichtiger Vogelbrutplatz. Das Zentrum des Moores ist nicht zugänglich, allerdings ist ein Einblick vom angrenzenden Hang aus möglich.

Das aus den beiden Teilflächen „Klinker Plage“ und „Seemoor“ bestehende Schutzgebiet liegt ca. 12 km nordwestlich von Parchim, nördlich der Ortslage Klinken am östlichen Rand der Landschaftseinheit „Lewitz“, die hier an die „Parchim-Meyenburger Sand- und Lehmflächen“ grenzt. Die Klinker Plage befindet sich in Höhen von 42 – 49 m NN.

Die Klinker Plage und das Seemoor liegen im Crivitzer Sander des Frankfurter Eisvorstoßes. Es handelt sich um annähernd kreisrunde Toteishohlformen im Verlauf von Schmelzwasserbahnen. Diese Hohlformen sind heute mit organischen Ablagerungen ausgefüllt. Sie werden durch eine Mineralbodenschwelle voneinander getrennt und waren ursprünglich abflusslose Senken.

Die Klinker Plage ist auf der WIEBEKINGSCHEN KARTE als Wasserfläche dargestellt („Großer See“). Vermutlich führten mittelalterliche Waldrodungen im Einzugsgebiet zu einem Wasserspiegelanstieg. Davon wenig betroffen war das hydrologisch isoliert liegende Seemoor. Die Plage wurde nach 1850 durch einen Graben an den Gramnitzbach angeschlossen, der zur Lewitz im Westen entwässert. Das dadurch entstandene Sumpfgelände wurde mit einem engen Grabennetz versehen und bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Grünland genutzt. Einschränkung bzw. Einstellung der Grabenunterhaltung ließ den Wasserstand im Gebiet erneut ansteigen, so dass der überwiegende Teil der Flächen nachfolgend nicht mehr genutzt werden konnte. Seit dem 19. Jahrhundert wurde mehrfach ergebnislos versucht, das ungenutzte Seemoor durch einen Graben zum Klinker See zu entwässern.

Im unzugänglichen Zentrum der Klinker Plage herrschen lockere Typha-Röhrichte mit Sumpf-Blutauge und Scheinzyper-Segge sowie Kleinröhrichte vor. Offene Wasserflächen werden von Gemeinem Wasserschlauch, dem Wassermoos Calliergon giganteum und der Armleuchteralge Chara vulgaris besiedelt. Nach 1970 gingen die Rohrkolbenröhrichte wesentlich zurück; dafür haben sich die damals kleinen Torfmoosinseln stark ausgebreitet (insbesondere Sphagnum fallax). Einige Bereiche werden von Torfmoos-Wollgrasbeständen mit Scheidigem Wollgras, Gemeiner Moosbeere, Salz-Teichsimse und Rundblättrigem Sonnentau geprägt. Stellenweise dominieren Torfmoos-Schnabelseggenriede und Schwarzschopf-Seggen. Am Nordwestrand siedelt Schilf. Geschlossene Bestände der Sumpf-Segge deuten auf Grundwasseraustritte hin. Daneben sind Schwertlilien-Erlenbruchwälder, am Nordostrand ein moorbirkenreicher Waldsaum und lokal Weidengebüsche entwickelt. Im Süden vermittelt ein gelegentlich überfluteter Streifen mit Rohr-Glanzgras und Wasser-Schierling den Übergang vom Moor- zum Mineralboden. Zum Steilhang schließt eine bis nach 1990 bewirtschaftete Wiese mit Flatter-Binse, Rot-Straußgras, Weißem Straußgras und Schlängel-Schmiele sowie vereinzelt mit Glatthaferbeständen an. Der sandige Steilhang einer moränenartigen Hochfläche bildet die Südgrenze der Klinker Plage. Neben einigen Kiefern kommt hier Heidekraut, Schaf-Schwingel, Harz-Labkraut, Rot-Straußgras, Kleines Habichtskraut und Schlängel-Schmiele vor. Das zentrale Torfmoos-Seggenried des Seemoores mit Grau-Segge, Gemeiner Moosbeere und Rundblättrigem Sonnentau ist von einer nassen Randzone umgeben. In den letzten Jahren wurde verstärkter Aufwuchs von Birke und Kiefer im Zentrum beobachtet. Das Sauer-Zwischenmoor wird von Kiefern- und Buchenwald umgeben. Im Gebiet konnten bisher 62 Brutvogel- und brutverdächtige Arten sowie acht Arten als Durchzügler und Nahrungsgäste nachgewiesen werden. Darunter befinden sich bestandsbedrohte Vogelarten wie Zwergtaucher, Rohrweihe, Kranich, Wachtelkönig, Teichralle, Bekassine, Flussuferläufer, Kiebitz, Weidenmeise und Teichrohrsänger. An Lurchen kommen Teichmolch, Rotbauchunke, Erdkröte, Wasserfrosch, Grasfrosch und Moorfrosch vor.

Der Zustand des Gebietes ist gut. Das ehemalige Grabensystem der Plage ist verfallen und offensichtlich funktionslos, so dass die Wasserstandshöhe im Wesentlichen durch Grundwasserstand und Niederschlagsmengen bestimmt wird. Wünschenswert ist eine extensive Bewirtschaftung sowohl der Grünlandbereiche in den Randlagen des Schutzgebietes als auch der umliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen. Am Seemoor ist der Verschluss des Abflussgrabens zu verstärken bzw. zu erneuern.

Im Gebiet existieren keine begehbaren Wege. Die Plage ist vom südlichen Steilhang her gut einsehbar, das Seemoor von der umgebenden Hangkante aus.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

 

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