NSG Krummenhagener See

Der Krummenhagener See ist ein sehr flacher See (unter 0,5 m Wassertiefe) mit großen Verlandungsbereichen und besonderer Bedeutung als Vogelschutzgebiet. Vom Beobachtugsturm auf dem Werder lassen sich mit etwas Glück Fischadler, Seeadler oder Kraniche entdecken, auch Fischotter leben hier. Das Gebiet ist Teil des EU-Vogelschutzgebiets „Nordvorpommersche Waldlandschaft“, das großräumig den Lebensraum des seltenen Schreiadlers schützt.

Das Schutzgebiet liegt etwa 8 km südlich der Stadt Stralsund zwischen Krummenhagen, Negast und Zarrendorf. Der Seewasserspiegel liegt bei 14,15 m NN. Der Krummenhagener See gehört zur Landschaftseinheit „Lehmplatten nördlich der Peene“.

Das NSG befindet sich im südlichen Randbereich des Sanders der Velgaster Staffel des Mecklenburger Eisvorstoßes. Dessen Schmelzwässer flossen in einer durch Toteis modifizierten rinnenartigen Depression ab, in der sich heute der See und zahlreiche, mit geringmächtigen Torfen gefüllte Senken befinden. Darunter folgen Mudden mit bis zu 3 m Mächtigkeit über Feinsand. Die Seesohle fällt nach Westen ab und liegt westlich des Krummenhagener Damms mehr als 6 m tief. Die Wassertiefe in dem mit etwa 18 ha größten Seeteil östlich des Krummenhagener Damms ist meist geringer als 0,5 m. Der fast völlig verlandete Seeteil westlich des Krummenhagener Damms enthält bis über 6 m mächtige organogene Sedimente. Zwei Pumpwerke am Seerand speisen Wasser aus den angrenzenden Niedermooren ein. Der ursprünglich oberirdisch abflusslose See wurde über den Mühlengraben an den Borgwallsee angeschlossen.

Vom frühen 13. Jahrhundert bis in das 16. Jahrhundert besaß das Zisterzienserkloster Neuenkamp (Franzburg) das Fischereiprivileg für den Krummenhagener See. Die Zisterzienser vergrößerten das Einzugsgebiet, stauten den See und leiteten das abfließende Wasser durch den Mühlgraben, über den Borgwallsee und den Pütter See bis in die Stralsunder Stadtteiche. Am Seeauslauf betrieben sie die Seemühler Wassermühle, deren Nutzung zwischen 1839 und 1852 eingestellt wurde. Karten des Sees dokumentieren von1696 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur geringe Veränderungen der Seegröße. 1845 existierte noch eine etwa 4 km lange, zusammenhängende Wasserfläche von mehr als 250 ha Größe. Nach Aufgabe des Mühlenstaus kam es zu einer Wasserspiegelsenkung, mit der beschleunigte Verlandungsprozesse einhergingen. Sechs relativ isolierte Freiwasserflächen mit einer Gesamtgröße von etwa 35 ha blieben erhalten. Mit dem Bau des Krummenhagener Damms wurde der Westteil des Sees von der übrigen Seefläche getrennt.

1995 dominierten im Ost- und im West-Becken Kieselalgen und grüne Flagellaten, bestimmende Zooplankter waren Rädertiere und Kleinkrebse. Im Ost-Becken sind üppige Hornblatt-Tauchfluren entwickelt, die Schwimmblattdecken der Gelben Teichrose überziehen den größeren Teil dieser Wasserfläche. Im größten Seeteil unmittelbar östlich des Krummenhagener Damms und in den beiden benachbarten Seeteilen dominieren Kammlaichkraut-Hornblattfluren. In einigen Flachwasserbereichen treten Wasserschlauch-Froschbissmatten auf. Westlich des Krummenhagener Damms ist die Verlandung soweit fortgeschritten, dass fast keine freie Wasserfläche mehr existiert. Ein Großseggenried mit der Rispen-Segge nimmt hier größere Flächen ein. Landwärts schließen sich Weidengebüsche, Moor-Birken und Schwarz-Erlen an. Zur artenreichen limnischen Fauna gehört der Schmalscherige Krebs Astacus leptodactylus. Fischadler und Seeadler sind Nahrungsgäste. Regelmäßige Brutvogelarten sind u. a. Rohrweihe, Graugans, Rothalstaucher, Teichrohrsänger, Bartmeise, Bekassine und Wasserralle, Sumpfrohrsänger, Feldschwirl, Rohrschwirl sowie Schlagschwirl, Braunkehlchen, Kiebitz, Sprosser und Beutelmeise. Seit der Stabilisierung des Wasserstands sind Kranich und Rohrdommel wieder im Gebiet. Die großen Seeflächen sind Schlafgewässer für Grau-, Saat- und Blässgänse, Sing- und Zwergschwäne sowie Nahrungshabitate für individuenreiche Verbände von Blässrallen, Stock-, Tafel- und Reiherenten sowie für Pfeif-, Schell-, Krick- und Löffelenten, Zwerg- und Gänsesäger. Das Gebiet ist ständiger Lebensraum des Fischotters.

Der Zustand des Gebietes ist befriedigend. Seit 1994 wird der Seewasserstand durch ein Auslaufbauwerk am Mühlgrabenbeginn relativ konstant gehalten. Das Entwicklungsziel besteht darin, den Wasserstand im See auf möglichst hohem Stand zu stabilisieren. Dazu soll durch Abkopplung des Oberlaufs des Zarrendorfer Grabens vom Miltzower Mühlbach das ehemalige Wassereinzugsgebiet für den See wiederhergestellt werden. Inzwischen ist das Krebswehr am Mühlengraben neu gestaltet und hat jetzt eine Fischtreppe.

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV

Mecklenburgstraße 7
19053 Schwerin

Unser Partner:

Unsere Tochter: