NSG Tetzitzer See mit Halbinsel Liddow und Banzelvitzer Berge

Das NSG gehört zur Nordrügenschen Boddenkette. Es umfasst den fast vollständig vom Bodden abgetrennten Tetzitzer See mit intakten Schilfröhrichtbeständen, den Nordteil der Halbinsel Liddow mit Eichen-Buchwäldern und einem Stechpalmen-Vorkommen, die Schwemmsandebene des Kuschwitzer Hakens und die Banzelvitzer Berge mit artenreichen Laubwäldern.

Der 568 große Tetzitzer See ist Teil der Nordrügenschen Boddenkette. Das NSG befindet sich in der Landschaftseinheit „Nord- und ostrügensches Hügel- und Boddenland“ (122).

Das NSG ist Bestandteil der bodden- und buchtenreichen Grundmoränenlandschaft des jüngsten Gletschervorstoßes der Weichsel-Kaltzeit. Die heute wassergefüllten Hohlformen des Tetzitzer Sees und des Jasmunder Boddens gehen auf Toteisfelder beim Eiszerfall des Pommerschen Gletschers zurück. Im Zuge des anschließenden Küstenausgleichs bildete sich der Kuschvitzer Haken, der die ursprüngliche Insel Liddow mit dem Festland der Insel Rügen verband. Dadurch wurde der Tetzitzer See weitgehend vom Bodden abgetrennt. Er ist heute nur noch durch den Liddower Strom mit den Boddengewässern verbunden. Die Banzelvitzer Berge überragen als langgestreckter Höhenzug etwa uferparallel NNW-SSO-verlaufend das Grundmoränenniveau um 20 bis 30 m. Bei den Banzelvitzer Bergen dürfte es sich um einen Kamesrücken handeln, der aus der Sandauffüllung einer Spalte zwischen zwei Toteisfeldern hervorgegangen ist.

Im 19. Jh. wurden die bis dahin als Schafweiden genutzten Banzelvitzer Berge mit Kiefern bepflanzt. Das Jungfernholz auf der Halbinsel Liddow ist ein Altwaldgebiet, das über Jahrhunderte als Hude und Mastwald diente. Zu Beginn des 20. Jh. waren auf dem Tetzitzer See noch etwa 30 Fischer tätig.

Größere Kamm-Laichkrautbestände existieren in den Flachwasserzonen um die Halbinsel Liddow und im Uferbereich des Tetzitzer Sees. Die Ufer sind durch einen nahezu geschlossenen Schilfröhrichtsaum geprägt. Im südlichen Teil des Sees und um Liddow herum finden sich die ausgedehntesten Röhrichtbestände aus Schilf, Gemeiner Strandsimse und Strand-Alster. Salzweiden treten vor allem am südlichen Ufer des Tetzitzer Sees sowie im Bereich der Sandnehrung zwischen Liddow und den Banzelvitzer Bergen auf. Hier haben sich in den tieferen Lagen Rasen mit Rot-Schwingel, Salz-Binse, Strand-Dreizack, Strand-Wegerich, Strand-Milchkraut, Gänse-Fingerkraut, Gemeiner Strandsimse, Wiesen-Pferdesaat und Strand-Aster entwickelt, die nur gelegentlich beweidet werden. Die intensiver beweideten ortsnahen Salzweiden am südlichen Rand des Tetzitzer Sees werden von einem Flutrasen mit Flecht-Straußgras, Gänse-Fingerkraut, Rot-Schwingel und Rohr-Schwingel dominiert. Auf den erhöhten Bereichen der Schwemmsandebene am Kuschvitzer Haken dehnt sich mageres Grasland mit Gemeiner Grasnelke, Sand-Segge, Rot-Straußgras, Wiesen-Flockenblume, Echtem Labkraut, Glatthafer und Flaumhafer aus. Auf den Banzelvitzer Bergen ist die Stiel-Eiche inzwischen die dominierende Baumart. Häufiger sind ferner Hasel und Vogel-Kirsche. Auf frischen bis feuchten Standorten stockt ein an Edellaubhölzern reicher Waldbestand mit Berg-Ahorn, Esche, Ulme, Stiel-Eiche, Hainbuche und Vogel-Kirsche. Das inaktive Kliff am Großen Jasmunder Bodden wird von einem haselreichen Steilhangwald mit Stiel-Eiche, Kiefer, Birke, Berg-Ahorn, Hainbuche und Esche eingenommen. Als Rarität kommt hier die Wärme liebende Eisbeere vor. Im stark reliefierten Nordteil der Halbinsel Liddow herrschen Perlgras-Eichen-Buchenwälder vor. Bemerkenswert ist das Stechpalmenvorkommen auf Liddow. Die wichtigsten Fischarten im Tetzitzer See sind Barsch, Plötze, Rotfeder, Hecht, Aal und Blei. Arten wie Flunder, Hering, Sprotte, Stint und Ukelei suchen zeitweise das Gewässer auf. Zu den charakteristischen Brutvögeln auf dem Höhenzug der Banzelvitzer Berge gehören Grauammer, Neuntöter und Sperbergrasmücke. An der Steilküste am Großen Jasmunder Bodden brüten Uferschwalben in einer kleinen Kolonie. Im Gebiet sind Rohrweihe, Graugans und seit mehreren Jahren einzelne Paare Bartmeisen heimisch. Bis zu 20 000 Blässgänse suchen in den Zugzeiten den See auf. In der Niederung rasten zeitweise mehr als 1000 Kraniche. Seeadler sind häufig am See zu beobachten, Fischadler nur unregelmäßig.

Der Zustand des Gebietes ist gut. Allerdings führte die Nährstoffanreicherung im Tetzitzer See dazu, dass die submerse Vegetation aus den tieferen Regionen des Gewässers nahezu vollständig verschwand. Seit einigen Jahren zeichnet sich aufgrund von verringerten Einträgen eine Wiederbelebung ab. Die beweideten Salzrasen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Die Wälder der Banzelvitzer Berge und auf Liddow sollen sich nutzungsfrei entwickeln können.

Auf einem Wanderweg zwischen Liddow und Banzelvitz kann das Gebiet begangen werden.

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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