NSG Quassliner Moor

Dieses Quell- und Durchströmungsmoor weist einen herausragenden Artenreichtum an Schnecken und Muscheln auf (insgesamt 48 Arten) und ist ein wichtiger Brutplatz für Vögel wie Kranich und Rotmilan. Auf trockenen Hügeln mit mineralischem Boden kommen Trockenrasen mit seltenen Arten wie Wiesen-Kuhschelle, Berg-Sandknöpfchen und Immortelle vor. Im Gebiet gibt es keine öffentlichen Wege.

Das Schutzgebiet liegt östlich von Quaßlin Hof auf einer Höhe von 70 – 75 m NN in der Landschaftseinheit „Oberes Warnow-Elde-Gebiet“. Es grenzt im Norden an das Naturschutzgebiet „Gehlsbachtal“ und im Süden an das im Land Brandenburg gelegene NSG „Quaßliner Moor und Ottoquelle“.

Das Moor liegt im Sander des Frankfurter Eisvorstoßes der Weichsel-Vereisung am südlichen Ende einer N-S-verlaufenden Schmelzwasserrinne. Die Schmelzwasserrinne erhält hier Zufluss durch zwei Quellbäche aus südwestlicher und südöstlicher Richtung. Weitere Quellhorizonte streichen am Ostrand der Rinne aus. Im nördlichen Teil des Gebietes konnte sich zwischen dem Quaßliner Mühlbach und den Quellmooren ein Durchströmungsmoor mit Torfmächtigkeiten von mehr als 2 m bilden. Im Südostteil ragen einzelne Sandinseln heraus. Der mäandrierende Quaßliner Mühlbach durchfließt das Schutzgebiet in nordwestlicher Richtung und ist an der Quaßliner Mühle zeitweilig aufgestaut worden.

Auf der WIEBEKINGSCHEN KARTE (1786) sind die Moorbereiche weitgehend waldfrei dargestellt. Sie wurden als Grünland genutzt, die Mineralböden als Acker bewirtschaftet. Im 19. Jahrhundert dienten die nassen Wiesen zur Gewinnung von Einstreu, die übrigen Wiesen waren Mähwiesen, die Trockenhügel Weide. Die Waldanteile sind forstlich genutzt worden. Im 19. und zeitweise auch im 20. Jahrhundert ist im Bereich des Durchströmungsmoores Torf abgebaut worden. Der Mühlbach wurde durch die Quaßliner Mühle von 1300 – 1900 aufgestaut. Aufgrund des Gefälles des Quaßliner Mühlbaches waren die Auswirkungen auf das oberhalb liegende Moor vermutlich gering.

Die Quellmoorstandorte trugen ursprünglich Erlen-Quellwälder. Reste dieser Moor wälder existieren im Süden des Quaßliner Moores. Im Bereich des Durchströmungsmoores herrschen moosreiche Seggenriede vor, die für basenreiche Zwischenmoore charakteristisch sind. Insbesondere die bäuerlichen Handtorfstiche zeichnen sich durch eine floristische Vielfalt aus. Besonders erwähnenswert sind Blauer Tarant, Geflecktes und Breitblättriges Knabenkraut, Stumpfblütige Binse, Sumpf-Glanzorchis, Sumpf-Herzblatt, Sumpf-Sitter sowie Schwarzschopf-, Faden- und Hirse-Segge. Die für Durchströmungsmoore charakteristische Nährstoffverarmung mit zunehmender Entfernung vom Quellmoor wird durch das Auftreten von Torfmoosen wie Sphagnum teres und Sphagnum warnstorfii sowie des Rundblättrigen Sonnentaus belegt. Am Rande des Moores existieren noch Fragmente von Pfeifengraswiesen mit Arnika, Englischem Ginster, Glockenheide, Kümmel-Silge, Lungen-Enzian und Wiesen-Silau. Die Schafschwingelrasen auf den trockenen Mineralbodenhügeln, den so genannten „Inseln“, beherbergen Berg-Haarstrang, Berg-Platterbse, Berg-Sandknöpfchen, Berg-Ziest, Immortelle und Wiesen-Kuhschelle. Auf der höchsten Erhebung, dem „Hingstenbarg“ (außerhalb des Schutzgebietes gelegen), wird eine Fläche als Ackerwildkraut-Reservat genutzt, auffällig sind hier die prächtig blühenden Bestände der Korn-Rade. Das Quaßliner Moor besitzt – wie auch das benachbarte Naturschutzgebiet „Gehlsbachtal“ – malakologisch in Mecklenburg-Vorpommern eine herausragende Bedeutung. Eine Besonderheit unter den 48 Schnecken- und Muschelarten im Gebiet ist die boreal-alpin verbreitete Vierzähnige Windelschnecke. Es konnten 86 Vogelarten nachgewiesen werden, davon 66 als Brutvögel bzw. potentielle Brutvögel. Hervorzuheben sind Bekassine, Braunkehlchen, Eisvogel, Gebirgsstelze, Grünspecht, Habicht, Kranich, Neuntöter, Rotmilan und Wendehals.

Der Zustand des Gebietes ist befriedigend. Großräumige Entwässerungen im Einzugsgebiet haben einen rapide sinkenden Wasserstand nach sich gezogen. Der punktuelle Verschluss von Entwässerungsgräben im Quellmoorbereich hat bisher zu keiner durchgreifenden Verbesserung geführt. Notwendig ist die grundlegende Sanierung des Wasserhaushaltes des Moores unter Berücksichtigung des Einzugsgebietes. Fast jährlich werden die einwandernden Gehölze im Bereich des Durchströmungsmoores entnommen, ebenso erfolgt eine selektive Mahd der Enzian-, Arnikasowie Schafschwingelflächen. Der etwa 120-jährige Eichen-Kiefernwald auf der „Großen Insel“ wird zunehmend von Buchen bedrängt, mit deren teilweiser Entnahme begonnen wurde, um dieses Zwischenwald-Stadium zu erhalten.

Das Naturschutzgebiet weist keine öffentlichen Wege auf.

 

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

 

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