NSG Teichgebiet Wismar-Kluss

In Wismar liegen Natur- und Stadtlandschaft nah beieinander: Die drei großen Teiche am südlichen und östlichen Stadtrand sind ein wichtiger Brut- und Rastplatz vieler Vogelarten, auch Fischotter und Fledermäuse kommen hier vor. Durch die Einstellung der Karpfenmast in den Teichen seit 1991 konnte eine Verbesserung der Wasserqualität erreicht werden.

Das aus drei Teilflächen bestehende Teichgebiet befindet sich unmittelbar östlich der Bundesstraße 106 am südöstlichen Ortsrand von Wismar, in einer Höhe von 4 – 20 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Wismarbucht mit Insel Poel“.

Das Gebiet liegt im unmittelbaren Hinterland des Eisrandes des Mecklenburger Vorstoßes. Es handelt sich um drei flache Toteisdepressionen, die in der Nacheiszeit vermoorten. Durch die Anlage von Mühlenstauen am Wallensteingraben entstanden im Mittelalter offene Wasserflächen. Das Tal zwischen Rosenthaler Teich und Mühlenteich ist mittlerweile weitgehend verlandet. Die durch Teichdämme und Torfbänke gegliederten großen Fischteiche werden alljährlich über den Sommer ca. 1 m hoch bespannt. Der Mühlenteich ist durch den Einbau von Stauwehren in den Wallensteingraben entstanden und weist eine mittlere Wassertiefe von etwa 2 m auf.

Seit dem Mittelalter existierten am Wallensteingraben mehrere Mühlenwehre, die zum Teil seit 1257 belegt sind. Die WIEBEKINGSCHE KARTE aus dem Jahre 1786 zeigt 3 Gewässer mit 55 ha, 10 ha bzw. 9 ha Wasserfläche. Der Mühlenteich hat heute eine Fläche von 46 ha. Die Fischteichwirtschaft „Grönings“ wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch Abdämmung der Triwalker Niederung angelegt. Derzeit bestehen 2 große Teiche, der Viereggenhofer und der Rosenthaler Teich, sowie mehrere kleine Hälterteiche, die teilweise verlandet sind. Die Tessmarsche Wiese am südlichen Mühlenteich wird als Pferdekoppel genutzt.

Charakteristisch für die West- und Südufer der großen Fischteiche sind Uferstaudenfluren und Schilfröhrichte sowie Reste von Erlen-Eschenwäldern. Erlenbruchwälder, Schilf- und Rohrkolbenröhrichte prägen die Verlandungszonen sowie Seerosen-Schwimmblattfluren die offenen Wasserflächen des südlichen Mühlenteiches. Der Wallensteingraben wird von Laichkraut-Tauchfluren sowie Teichrosen-Schwimmblattfluren besiedelt. Einige Reihen stark wüchsiger Schwarz-Pappeln an den Teich- und Grabenrändern sind landschaftsprägend. Auf der Tessmarschen Wiese am Mühlenteich hat sich eine artenreiche Feuchtwiese u. a. mit Breitblättrigem Knabenkraut, Großem Zweiblatt und Fieberklee erhalten. Auf nahezu vegetationslosen Torfbänken im Rosenthaler Teich existiert eine Brutkolonie von Lachmöwe, Flussseeschwalbe und Schwarzhalstaucher. Auf den Teichdämmen brüten regelmäßig u. a. Reiher- und Tafelente, seltener Kolben-, Krick- und Knäkente. Infolge der verbesserten Wasserqualität nach Einstellung der Karpfenmast 1991 und dem Ausbringen von Großnistkästen am Mühlenteich 1999 ist eine Bereicherung des Artenspektrums (Gänsesäger, Schellente), aber auch eine Verringerung der in den 1980er Jahren hohen Brutkonzentrationen einiger Arten (Reiher- und Tafelente) eingetreten. Als Brutvögel der Verlandungszonen sind u. a. Rohrdommel, Rohrweihe, Tüpfelralle, Rohr- und Schlagschwirl, Drossel- und Schilfrohrsänger sowie Beutel- und Bartmeise zu nennen. In einer der großen Pappeln am Teichufer hat sich 1997 ein Seeadlerpaar angesiedelt. Meist in den Wurzeltellern umgestürzter Bäume brüten regelmäßig einige Eisvogelpaare. Im Spätsommer rasten auf den Fischteichen u. a. Löffelenten (bis zu 650 Exemplare) und Tafelenten (bis zu 3 500 Exemplare) bzw. später auf den Schlammflächen der abgelassenen Teiche Kiebitze (bis zu 2 000 Exemplare) und Goldregenpfeifer (bis zu 200 Exemplare). Auf der Schilfinsel im Rosenthaler Teich existiert ein Schlafplatz von mehreren Hundert Schwalben und Stelzen. Grau-, Bläss- und Saatgänse sowie Zwerg- und Singschwäne finden sich zwischen Herbst und Frühjahr zum Übernachten ein. Im strukturreichen Gebiet kommen Fischotter, Wasserspitzmaus, Iltis und mehrere Fledermausarten, darunter die Teichfledermaus, vor. Ein Elbe-Biber errichtete 1994 am Wallensteingraben und am Mühlenteich mehrere Burgen. Im Gebiet existieren Laichplätze von Rotbauchunke, Erdkröte, Moor- und Teichfrosch. Reptilien sind durch Ringelnatter und Waldeidechse vertreten.

Der Zustand des Schutzgebietes ist gut. Die exponierte Lage am Stadtrand erfordert jedoch eine Abstimmung der unterschiedlichen Nutzungsansprüche aus Naherholung, Fischteich- und Wasserwirtschaft sowie Naturschutz.

Von der Kleingartenanlage am Viereggenhöfer Teich und vom Rundwanderweg um den Mühlenteich kann die Wasservogelwelt beobachtet werden. Das Bootfahren auf den Teichen ist generell untersagt.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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