NSG Teufelsmoor bei Horst

In diesem Regenmoor kommen noch typische Moorpflanzen und -tiere wie Scheiden-Wollgras, Rundblättriger Sonnentau und Moorfrosch vor. Im Zentrum befindet sich der wunderschöne „Große Teufelssee“, der dem Moor zur Stabilisierung seines Wasserhaushalts dient. Bitte beachten Sie, dass das Betreten nur im Rahmen von geführten Wanderungen erlaubt ist.

Das Schutzgebiet liegt östlich der Bundesstraße 110 zwischen Sanitz und Tessin sowie nördlich der Ortschaft Horst in einer Höhe zwischen 37 m und 39 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Flachund Hügelland um Warnow und Recknitz“.

Das Teufelsmoor füllt eine abflusslose Senke in der Grundmoräne des Mecklenburger Eisvorstoßes aus. Im Spätglazial und im frühen Holozän befand sich in dieser Senke ein See. Die Sedimentation mineralischer Mudden begann spätestens mit Beginn der Jüngeren Tundrenzeit vor ca. 11 000 Jahren und hielt bis in die Vorwärmezeit (vor ca. 9 500 Jahren) an. Es folgten ca. 4 000 Jahre Ablagerung organogener Mudden. Erst vor ca. 4 800 Jahren, in der Späten Wärmezeit (Subboreal), setzte die Verlandung des Gewässers ein. Auf den verlandeten Bereichen begann sich vor ca. 2 000 Jahren, in der Nachwärmezeit (Subatlantikum), das Regenmoor zu entwickeln. Bei dem Großen und Kleinen Teufelssee handelt es sich um primär angelegte, minerotrophe Regenmoorseen.

Die WIEBEKINGSCHE KARTE aus dem Jahr 1786 zeigt das Moor als Weideland, noch weitgehend waldfrei und ohne Entwässerungsgräben. Im 19. Jahrhundert setzte verbreitet bäuerlicher Torfstich ein. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte eine großflächige industrielle Austorfung, die 1990 ihren Abschluss fand. Erste Maßnahmen zur Wiedervernässung aufgegebener Abbauflächen wurden 1986 eingeleitet. Mit der Ausweisung als Schutzgebiet wurden alle Gräben am Rand des Moores verschlossen, um die Wiedervernässung des Regenmoores zu fördern.

Die erneute Etablierung Torf bildender Vegetation vollzieht sich vorwiegend im Bereich überstauter ehemaliger Torfabbauflächen, die etwa 50 ha im Schutzgebiet einnehmen. Es dominieren Grüne Torfmoosschlenken mit den Torfmoosen Sphagnum fallax und S. cuspidatum, stellenweise auch S. riparium. Dazwischen kommen verbreitet Schmalblättriges und Scheidiges Wollgras, Glocken- Heide, Rundblättriger Sonnentau und an den Rändern Sumpf-Porst vor. In trockeneren Bereichen erfolgt kleinflächig der Übergang zum Bunten Torfmoosrasen mit Sphagnum capillifolium. Die Renaturierungsflächen sind von Trunkelbeer-Kiefern-Moorwald umgeben. Auf höher gelegenen Flächen ist Astmoos- Birken-Moorwald verbreitet. Die im Randbereich der Regenmoorkalotte liegenden Teufelsseen zeichnen sich durch breite Schwingmoorsäume an ihren West- und Nordwestufern aus. Charakteristische Arten sind hier Sumpf-Calla, Fieberklee und Moosbeere. Unter 26 nachgewiesenen Brutvogelarten sind Bekassine, Trauerseeschwalbe, Flussseeschwalbe, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Kranich, Krickente, Schellente und Rothalstaucher besonders zu erwähnen. Als Nahrungsgäste und Übersommerer treten u. a. Löffelente und Rohrweihe auf. Für Steinwälzer, Großen Brachvogel, Uferschnepfe, Alpenstrandläufer, Kampfläufer und Rotschenkel sowie 9 weitere Arten bietet das Moor geeignete Rastplätze. Saat- und Blässgänse nutzen die offenen Wasserflächen und den Großen Teufelssee in milden schneearmen Wintern über mehrere Monate als Schlafplatz. Ende Oktober kann ihre Anzahl zwischen 2 000 und 3 000 Individuen erreichen. Beobachtet wurden auch Sumpfohreule, Fischadler, Seeadler, Schreiadler und Baumfalke. Unter den Säugetieren sind die Vorkommen von Wiesel und Iltis erwähnenswert. Im Schutzgebiet wurden 100 Schmetterlingsarten festgestellt, darunter die für Regenmoore typischen Arten Celaena haworthi und Arichanna melanaria. Von den 21 gefundenen Libellenarten sind besonders die Kleine und die Nordische Moosjungfer hervorzuheben, deren Auftreten für die wiedervernässten Bereiche charakteristisch ist. Bemerkenswerte Laufkäferarten sind Carabus clathratus, Carabus nitens, Bembidion humerale, Trichocellus cognatus, Agonum ericeti und Europhilus munsteri.

Der Gebietszustand ist befriedigend. Die Wiedervernässung in mehreren Stufen seit 1986 führte zu einer deutlichen Anhebung des Grundwasserspiegels in den Torfen und zum Überstau vieler ehemaliger Abbauflächen. Torf bildende Vegetation breitet sich wieder aus. Die Wasserflächen locken Rastvögel in hoher Individuenzahl an, deren Nährstoffeinträge sich zeitweilig negativ auf die Seen und die Vegetation auswirken.

Das Gebiet ist öffentlich nicht zugänglich. Führungen können über die Naturschutzbehörden vereinbart werden. Das wissenschaftlich gründlich untersuchte Schutzgebiet eignet sich für weiterführende Untersuchungen.

 

 

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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